Die äquatorialen Starfinder
Für mich stellen die äquatorial montierten Starfinder die interessantesten Vertreter
dieser Baureihe dar, verbinden sie doch die Möglichkeit einer sehr stabilen
deutschen Montierung mit einer durchaus deep sky - tauglichen Öffnung von minimal
sechs Zoll bei einem vernünftigen Preis. Die SF1 ist auf jeden Fall so dimensioniert,
daß sie den Zehnzöller mit immerhin 1140mm Brennweite (115cm Tubuslänge und
34cm Tubusdurchmesser) noch gut tragen kann. Der Acht- oder gar der Sechszöller
dürften für diese Montierung absolut problemlos sein. Meine SF1 trägt einen
130/900er Newton plus 70/700er-Refraktor plus Spiegelreflexkamera zu fotografischen
Zwecken absolut spielend, für dieses Equipment ist das mit dem Zehnzöller gelieferte
Gegengewicht von immerhin 25 Pfund Gewicht definitiv zu schwer, auch wenn es ganz
nach innen geschoben wird. Auf der anderen Seite würde die SF1 den Zehnzöller mit
Leitrohr für Langzeitbelichtungen nur unter absolut windstillen Bedingungen verkraften.
Hierzu aber mehr in der Photorubrik.
Die Ausstattung
Die Ausstattung umfaßt bei den äquatorialen Starfindern neben der Montierung mit
quarzgeregeltem Nachführmotor und dem passenden Gegengewicht
einen achromatischen 6x30mm-Sucher in zwei
Dreipunkthalterungen, der recht gut justierbar ist. Dieser Sucher hat ein auffallend
dickes Fadenkreuz, welches ich zu Anfangs als eher störend empfand. Bei längerem
Gebrauch und dem direkten Vergleich mit anderen Suchern mit feinerem Haarkreuz
fällt aber positiv auf, daß dieses recht dicke Fadenkreuz im Dunkeln sehr gut vor dem
Himmelshintergrund erkennbar ist, wo dünnere Strichmarkierungen praktisch nicht mehr
erkennbar sind. Der Sucher ist darüber hinaus fokussierbar.
Der Spiegel ist ein natürlich ein echter Parabolspiegel, kein Kugelspiegel, wobei die
Qualität der Starfinderspiegel im Regelfall sehr gut ist. Von "Gurken" hab ich im Zusammenhang
mit dem Starfinder noch nichts gehört. Das Spiegelmaterial ist Pyrex, kein plate-glass, so
daß die thermische Ausdehnung des Materials ebenfalls minimal ist. Die Aluschicht liegt
unter einer aufgedampften Quarzschutzschicht.
Die Spiegelzelle ist in allen Fällen eine offene Metallspiegelzelle, die eine optimales
Austemperieren der optik ermöglicht: Der Spiegel liegt rückseitig komplett frei. Bei den
6-, 8- und 10-Zöllern handelt es sich um ein Dreipunkt-Auflager mit sehr massiven und stabilen
Zug-/Druckschraubenpaaren, die äußerst feinfühlig justiert werden können. Der 16-Zöller
hat aufgrund der großen Spiegelfläche ein Neunpunkt-Auflager.
Die Fangspiegelzelle ist dergestalt ausgeführt, daß sie nicht über den Fangspiegel ragt und somit
keine zusätzliche Obstruktion ins Spiel bringt. Die Spinne besteht aus vier dünnen mattschwarzen
Stahlbändern, die dem Strahlengang kaum Fläche entgegensetzen. Der einzige Mangel an der
Fangspiegelzelle ist die Justierbarkeit: diese funktioniert wie gewöhnlich mit drei Inbusschrauben,
von denen eine sehr gut erreichbar ist. Die anderen beiden werden durch die Fangspiegelspinne
verdeckt, so daß man den Inbusschlüssel immer schräg in die beiden anderen Justierschrauben
stecken muß, was bisweilen recht fummelig ist. Als Abhilfe hab ich mit einer Eisensäge den kurzen
Schenkel des Inbus soweit gekürzt, daß ich jetzt auch senkrecht in die Inbusschrauben eintauchen
kann.
Der Okularauszug ist wohl das leidigste Thema der Starfinder-Teleskope. Eigentlich wäre gegen
einen 2-Zoll-Auszug mit T2-Gewinde und 1,25"-Reduzierstück und Festklemmschraube nichts zu
sagen, wenn das Spiel des Auszugs in seiner Hülse nicht so groß wäre, daß die Schiebehülse
beim Fokussieren immer etwas verkippt. Das erschwert natürlich das Fokussieren besonders bei
hohen Vergrößerungen am Planeten. Hier hilft nur eins: irgendwann gegen einen vernünftigen
Okularauszug austauschen! Mittlerweile bietet aber Astrocom, der deutsche MEADE Generalimporteur,
die Starfinder mit einem 2"-Ganzmetallauszug an. Ich denke, daß dieser wohl besser sein dürfte.
Das serienmäßige 26mm-Superplössl-Okular der Serie 4000 ist ein hervorragendes Plössl mit
excellentem Kontrast, sehr guter Randschärfe, null Reflexionen und einem Eigengesichtsfeld von
52°.
Alles in allem ist also der äquatoriale Starfinder ein durchaus ernst zu nehmendes Teleskop, das
in Qualität und Ausstattung leicht mit ähnlich teuren Geräten mithalten kann.